Wer kennt die Situation nicht, dass er morgens und abends auf den Straßen in und um Bonn im Stau steht, auf einen überfüllten Bus lange oder gar vergeblich wartet und mit dem Fahrrad nur über Schlaglöcher und Umwege zum Ziel kommt. In unserer dicht besiedelten Region Bonn/Rhein-Sieg stößt die Verkehrsinfrastruktur an die Grenzen der Belastbarkeit.
Von den 113.899 Beschäftigten in Bonn pendeln 42.516 zur Arbeit in eine andere Stadt. Umgekehrt fahren 102.067 Beschäftigte, die im weiteren und näheren Umland wohnen, nach Bonn. Angesichts dieses Verkehrsaufkommens hätte die Verkehrsinfrastruktur schon längst ertüchtigt und ausgebaut werden müssen. Viel zu spät ist mit der Sanierung der Autobahnen begonnen worden und es würde an ein Wunder grenzen, wenn die Instandsetzung und der Ausbau der A 565, A 59 und anderer Maßnahmen angesichts der langen Planungszeiten und Prozessrisiken zeitnah gelingen würde. Damit nicht genug!
Die Überschreitung von Emissionsgrenzwerten an zentralen Straßen wird voraussichtlich zu drastischen Einschränkungen für den motorisierten Individualverkehr führen. Tempo 30 auf der Reuterstraße ist wohl erst der Anfang und die Verteufelung des KFZ ist hoffähig geworden. In der aufgeheizten Diskussion um Klimawandel und Verkehrswende wird oft vergessen, dass viele Bürgerinnen und Bürger mangels Alternative durch den ÖPNV weiterhin auf das Auto angewiesen sein werden, um pünktlich zur Arbeit zu kommen. Grund genug für die CDU Kreisverbände und ihre Rats- und Kreistagsfraktionen in Bonn und dem Rhein-Sieg Kreis den engen Schulterschluss zu suchen, um im regionalen Konsens Lösungen zu finden. Dabei ist leider festzuhalten, dass Verkehrsminister Wüst entgegen den Beschlüssen der CDU Kreisverbände die Planung der B56n durch den Venusberg bis zur A3 trotz des hohen Nutzen/Kosten-Faktors aus dem Bundesverkehrswegplan nicht in Angriff nehmen wird, weil weder in der Koalition mit der FDP im Landtag noch mit einer Mehrheit der Parteien in der Region über dieses seit Jahrzehnten zur Entlastung der Verkehrssituation erforderliche Vorhaben Einigkeit bestehe!
Einigkeit hat dagegen in der gemeinsamen Sitzung der Verkehrsausschüsse Rhein-Sieg und Bonn bestanden, die im Bundesverkehrswegeplan mit vordringlichem Bedarf ausgewiesene neue Rheinquerung A 553 bei Wesseling zu beschließen, die zumindest mittelbar, wie auch der Ausbau des Schienennetzes am Knoten Köln durch den Nahverkehr Rheinland, auch für Bonn eine Entlastung bringen wird. Mit der Erhöhung der Taktfrequenz auf den S-Bahn Linien zwischen Köln und Bonn, dem Bau der S 13, dem zweigleisigen Ausbau der S 23 und der Beschaffung von 27 neuen Straßenbahnen durch die Stadtwerke Bonn sind zwar bereits Verbesserungen beschlossen und von der CDU in Bonn und Rhein-Sieg durchgesetzt worden.
Von zentraler Bedeutung werden weiter der Ausbau von Umsteigepunkten für Park & Ride im Umkreis von Bonn und der Aufbau einer Ladeinfrastruktur für alternative Antriebsformen für den Individualverkehr in der Region sein. Flankiert wird dies durch den Ausbau des Radwegnetzes und der Radpendlerrouten. Dennoch bleibt viel zu tun, um den Mobilitätsanspruch der Bevölkerung in der Region im Sinne einer Verkehrspartnerschaft zu erfüllen.