Der Blick in das aktuelle Kursprogramm der Bonner Volkshochschule (VHS) löst große Irritation aus: In einem Kurs mit dem Titel „Radikaler Klimaprotest – Lessons learned der Ökorevolte“ sollen Teilnehmer von einem Aktivisten der „Letzten Generation“ etwas über die Geschichte und die dahinterstehende Theorie sowie über die Funktion der Bewegung „als lernender Organismus“ lernen. Die Rede ist von Protesttrainings sowie praktischen Erklärungen über den Ablauf von Straßenblockaden.
Überhaupt nicht nachvollziehbar ist die Tatsache, dass der Kurs von einem Dozenten geleitet wird, der – neben seiner Arbeit als Autor und Dramaturg – selbst als Aktivist an strafbaren Straßenblockaden teilgenommen hat. Es ist nicht Aufgabe der VHS, Aktivisten, die Straftaten begehen, eine Plattform zu bieten. Vor allem darf nicht der Eindruck entstehen, dass die VHS solche Aktionen mit einem aktivistisch orientierten Kursangebot unterstützt.
Christoph Jansen, Kreisvorsitzender der CDU Bonn und kulturpolitscher Sprecher der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Bonn, kritisiert: „Die Kursbeschreibung verharmlost die radikalen Klimaproteste. Gegen ein Kursangebot, das sich kritisch und vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussionen zu dem Thema mit der ‚Letzten Generation‘ auseinandersetzt, ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Es ist aber sicher der falsche Ansatz, dass eine Person, die selbst an verschiedenen Blockaden und Aktionen beteiligt war, als einziger Dozent bei diesem Kurs auftritt“.
In der Kursbeschreibung heißt es, dass die Blockaden der Demonstranten die Grenzen des gesellschaftlich Erträglichen ausloteten und heftige, teils gewalttätige Reaktionen von Autofahrenden provozierten. „An dieser Stelle fehlt der klare Hinweis, dass vor allem die Aktivisten selbst Gewalt ausüben. Die ‚Letzte Generation‘ lotet die gesellschaftlichen Grenzen nicht nur aus, sie überschreitet regelmäßig strafrechtliche Grenzen, stört durch Blockaden das gesellschaftliche Leben und gefährdet Menschenleben“, so Jansen.
Guido Déus MdL, CDU-Ratsfraktionsvorsitzender, verdeutlicht: „Gerade mit den jüngsten Aktionen, bei denen sich Klimaaktivisten auf Rollfelder deutscher Flughäfen festgeklebt haben, zeigt sich das kriminelle Potential vieler Aktivisten, die damit dem wichtigen Anliegen des Klimaschutzes einen Bärendienst erweisen und zur gesellschaftlichen Spaltung beitragen. Auch dieser Aspekt sollte bei der Programmgestaltung der VHS nicht außer Acht gelassen werden. Schließlich sollten Teilnehmer eines VHS-Kurses zur kritischen Reflexion und Urteilsbildung befähigt werden. Volkshochschulen sind öffentliche Einrichtungen der Erwachsenenbildung auf kommunaler Ebene und handeln im öffentlichen Auftrag. Diesem Auftrag muss auch die VHS Bonn gerecht werden. Im Übrigen hätten wir auch von der Oberbürgermeisterin eine entsprechend differenzierte Haltung erwartet, als sie sich im April mit Demonstranten der ‚Letzten Generation‘ getroffen hatte. Doch stattdessen hielt es Frau Dörner nicht einmal für nötig, sich wie andere Oberbürgermeister auch eindeutig von den Aktionen der Aktivisten zu distanzieren“.